Günther LoewitSchriftsteller
Blog

COVID-19/ IV

05. April 2020

Im vergangenen Monat hat sich die öffentliche Wahrnehmung der Welt grundlegend geändert. Jedes Wort wird auf die Waagschale gelegt. Aus Mitmenschen, Patienten und Ärzten sind Infizierte, Risikogruppen, Intensivpatienten, Überträger, Superspreader, Regelbrecher, Helfer, Retter und Überlebende geworden. Jeder einzelne Todesfall eines CoV-positiv getesteten Patienten wird unabhängig von der Todesursache flächendeckend medial verbreitet. Es gibt kein Wahrnehmungsentkommen.
Umso mehr liegt es mir am Herzen, die Grundbotschaft des Interviews vom 2. März in einer etwas sensibleren Wortwahl zu wiederholen:
Die von der Regierung getroffenen Maßnahmen sind in der Lage, die Ausbreitungsgeschwindigkeit von COVID-19 zu verlangsamen. Eindämmen lässt sich die Erkrankung damit wohl nicht. Wenn wir aber schon mit COVID-19 leben müssen, sollten wir das ohne Angst und Panik tun. Denn Angst und Panik sind keine guten Ratgeber.
Ältere und vorerkrankte Patienten ersuche ich, die vorgeschlagenen und vorgeschriebenen hygienischen Maßnahmen zu ihrem eigenen Schutz möglichst gewissenhaft einzuhalten.
Aber bitte bleiben wir Menschen und haben wir den Mut, die uns vorgelegten Zahlen in einem größeren Kontext zu sehen. So sterben in Österreich jahrein-jahraus täglich ca.220 Menschen.
Weltweit gesehen sind es circa 140.000.
Diese Betrachtungsweise mag das Leid von unmittelbar Betroffenen nicht lindern, aber sie soll den einzelnen Mitmenschen Mut und Zuversicht vermitteln, die Coronakrise unversehrt überstehen zu können. Selbstvertrauen und eine gesunde Lebensweise stärken nachweislich das Immunsystem.
Wenn wir uns nur noch voreinander schützen und retten wollen, werden wir als Gesellschaft am Ende mehr verloren haben, als gerettete Menschenleben zu zählen sein werden.
Das Österreich Gesundheitssystem zählt zu Recht zu den besten der Welt.
Wenn wir darauf und auf unser eigenes Immunsystem vertrauen, sollten wir abseits von Panik und Angst weiterleben. Und vergessen wir nicht, dass für jeden von uns irgendwann der letzte Tag des Lebens kommen wird. Vielleicht können wir in der Krise lernen, unsere wunderbare Welt etwas bewusster wahrzunehmen.