Günther LoewitSchriftsteller
Blog

COVID 19/V

10. April 2020

COVID-19 / V

Kindergarten und Schule

Wenn wir in Österreich derzeit eine COVID-19 Durchseuchung im hohen Promille bzw. niedrigen einstelligen Prozentbereich haben, stehen wir aus epidemiologischer Sicht so gut wie am Anfang der Coronakrisenbewältigung. Zumindest in einem Punkt sind sich alle Experten einig, nämlich, dass es ohne Impfung oder entsprechende medikamentöse Therapie einer Durchseuchung von ca. 60 % bedarf, um eine Herdenimmunität gegen die neue Krankheit zu erlangen. So gesehen hätten wir bisher lediglich eine erste Fallzahlspitze erfolgreich abgewehrt und dabei hoffentlich das Abstandhalten gelernt.
Aus psychohygienischen Gründen darf und muss daher über eine schrittweise Öffnung von Kindergärten und Schulen nachgedacht werden. Denn es muss auch erlaubt sein, über die psychischen Folgen der von der Regierung gesetzten Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit zu reflektieren.
Glücklicherweise zählen Kinder nicht zu den bevorzugten Opfern des SARS-CoV-2 Virus. Was spricht also dagegen, schrittweise und kontrolliert in einem Stufenplan die Familien wieder zu entlasten? Ängste, Jobverlust und räumliche Enge stellen leider eine explosive Mischung von psychosozialen Risikofaktoren für Depression, Gewalt und Burnout dar. Das Sterben von Zuversicht, Hoffnung und Perspektive breiter Bevölkerungsschichten kann nicht ignoriert und als unvermeidlicher Kollateralschaden der Krankheitsbekämpfung in Kauf genommen werden. Da derzeit weder ein Impfstoff noch eine adäquate Therapie gegen COVID-19 zur Verfügung stehen müssen wir unter den gegebenen Umständen weiterleben. Auch für die Maßnahmen der Regierung gilt, dass Wirkung und Nebenwirkung gut abgewogen werden müssen. Zumal die Isolation der jungen Menschen nur wenig zur Erlangung einer Herdenimmunität beitragen kann.