Günther LoewitSchriftsteller
Blog

Alle wollen bessere Ärzte sein!

31. Juli 2019

In einem so genannten „Service-Brief“, der sich selbst als gemeinsame Information der Ärztekammer und der Gebietskrankenkasse bezeichnet, werden 2019 folgende Sätze geschrieben: Falls Sie als Hausärztin/Hausarzt oder als Zeugin/Zeuge Alarmierende/r eines Schlaganfallnotfalles sind, können Sie folgende Maßnahmen bis zur Ankunft der Rettung beziehungsweise der Notärztin/des Notarztes treffen:
Die Patientin/den Patienten verbal beruhigen.
Enge Kleidung lockern.
Eventuell vorhandene Zahnprothesen können entfernt werden.
Bewusstlose Personen sollen in die stabile Seitenlage gebracht werden.
Bei Herzkreislaufstillstand sind Reanimationsmaßnahmen erforderlich.

Der Brief ist an die niedergelassene Ärzteschaft des Landes gerichtet. Zur Erinnerung: Niedergelassene Ärzte haben mindestens ein abgeschlossenes Medizinstudium sowie eine vier- oder sechsjährige Ausbildung zum Allgemeinmediziner oder Facharzt hinter sich. Viele der angesprochenen Kollegen sind ausgebildete Notärzte. Sie wissen wie mit der Situation umzugehen ist. Weit besser, als der unterzeichnende Obmann der Gebietskrankenkasse. Oder ein Zivildiener, der ab „Ankunft der Rettung“ in den meisten Fällen auch vor Ort sein wird.
Man stelle sich ein Rundschreiben der Universität an Mathematikprofessoren vor, in dem das kleine Einmaleins wiederholt wird.
Dass auch der Präsident der Ärztekammer den Brief unterschrieben hat, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Wenn es um Heilen und Helfen geht, gibt es keinen Verstand mehr. Der Kampf um die besten Plätze beim Projekt Unsterblichkeit hat längst mit einer Intensität eingesetzt, die Glaubenskriege als harmlose Scharmützel erscheinen lässt.